Der NABU konnte die etwa 4000 m² große Fläche im Frühjahr erwerben. Der Pomologe Eckkart Brandt aus dem alten Land hat uns zum Pflanztag 55 typische norddeutsche Sorten als Hochstämme geliefert und viel Wissenswertes zu den alten Sorten berichtet.
Mit dabei sind beispielsweise die Apfelbaumsorten Bremer Doodapfel, Altländer Pfannkuchen, Biesterfelder Renette, Finkenwerder Herbstprinz, Landsberger Renette, Prinz Albrecht von Preußen oder Pannemanns Tafelapfel. Auch Kirsche wie die Hamm Blanke, Birne wie Köstliche von Charnau sowie die Doppelte Weiße Bauernpflaume sind dabei.
Die Sortenvielfalt in alten Streuobstbeständen ist beachtlich. Hier finden wir heute noch, was unsere Vorfahren über viele Jahrhunderte hinweg entwickelt und gepflegt haben. Schließlich bildete das Obst eine wesentliche Nahrungsgrundlage für die Bevölkerung, und man bemühte sich um Sorten, die für verschiedenste Verwendungszwecke und Standorte geeignet sind. So wurden früher rund um die Ortskerne Streuobstwiesen angelegt. Wer genau darauf achtet, findet auch bei uns auf den Dörfern noch Reste von diesen alten Streuobstwiesen. Heute gibt es deshalb noch immer viele Lokalsorten, die man nur in einem Landstrich findet.
Diesen Schatz an Artenvielfalt wollen wir durch die Anlage der neuen Wiese bewahren helfen. Im Intensivobstbau ist diese Vielfalt nicht mehr zu finden – hier gibt es nur wenige marktgängige und „EU-konforme“ Sorten.
Mit großer Begeisterung haben die Baumpaten, fast alles Kinder, die Löcher gegraben und „ihre“ Baumschützlinge eingepflanzt. Gerade bei dem trockenem April und Mai war regelmäßiges gießen für die Hochstämme überlebenswichtig. Aber es hat sich gelohnt, denn alle Bäume sind gut angewachsen!
Im Juni haben sich die Baumpaten bereits wieder getroffen, um die Streuobstwiese mit Leben zu erfüllen. Etwa 20 Kinder und ihre Eltern haben an einem Nachmittag zwei große Insektenhotels, drei Greifvogel-sitze, eine Brücke und eine Lagerfeuerstelle gebaut. Es wurde gesägt, gebohrt und geschraubt, Material im Wald gesammelt und eine Brücke konstruiert. Alle Beteiligten haben mit großem Engagement und viel Begeisterung zu diesem tollen Nachmittag beigetragen. Damit haben wir den ersten Schritt gemacht, die Wiese zu einem Refugium für Kinder, Tiere und Pflanzen zu entwickeln. Weitere Aktionen werden folgen. Streuobstwiesen zeichnen sich durch eine besondere Biodiversität aus.
Denn hier kommen so viele Tier- und Pflanzenarten vor, und hier findet man so viele genetische Ressourcen in Form der Obstsorten wie in keinem anderen Ökosystem in Deutschland. Auf Streuobstwiesen können über 5000 Tier- und Pflanzenarten vorkommen. Das erklärt ihre hohe Bedeutung für Ökologie und Naturschutz. Der Erhalt bedrohter Obstsorten und ihres genetischen Potentials sind ein wichtiger Grund alte Sorten neu zu pflanzen.
Dieses ökologische Potential kann eine Streuobstwiese aber nur bei richtiger Bewirtschaftung und Gestaltung entfalten, denn sie stellt ein hochkomplexes Gefüge verschiedenster Faktoren dar: Eine Fülle von Insekten, besonders Hummeln und andere Wildbienen, sorgen für die Bestäubung der Obstbäume und Blütenpflanzen und stehen im Mittelpunkt der Lebensgemeinschaft Streuobstwiese. Deswegen sind die unterschiedlichsten Nistgelegenheiten und Ernährungsmöglichkeiten auch außerhalb der Obstbaumblüte für sie wichtig. Die 2 großen Insektenhotels werden einen ersten Beitrag leisten, dass sich Hummeln und Wildbienen auf der neuen Wiese schnell „zu Hause“ fühlen.
Aber auch die Kinder haben das kleine Paradies für sich entdeckt. Über die Wiese tollen, im Bach spielen oder im Schlamm stecken bleiben. Wichtige Kindheitserfahrungen die leider nicht mehr selbstverständlich sind. Ich freue mich über die tolle Beteiligung der Kinder, das große Engagement aller und auf weitere schöne Erlebnisse auf der neuen Streuobstwiese!
Beitrag: Jens Becker 2015
Am 14. März wollen wir am Ortsrand von Bad Münder eine neue Streuobstwiese anlegen. Dies wollen wir zusammen mit Eltern und Kindern in Form eines Patenschaftsprojektes machen. Wir suchen daher Eltern, die zusammen mit ihren Kindern, die Patenschaft für einen Baum übernehmen, den sie dann in den nächsten Jahren pflegen und später auch die Äpfel ernten dürfen.
Der NABU veranstaltet dazu jedes Jahr zwei bis drei Treffen auf der Wiese, an denen diese Arbeiten gemeinsam unter fachkundiger Anleitung ausgeführt werden können. Aber natürlich können die Paten auch sonst jederzeit ihren Apfelbaum besuchen und pflegen.
Wir haben bereits mit der Grundschule Bad Münder und der Bürgerinitiative für Kinder (BIK) gesprochen, die beide das Projekt unterstützen und sich beteiligen werden.
Wir hoffen natürlich aus den Reihen unserer NABU Mitglieder und unserer NAJU Gruppe auf viele Paten, die das Projekt unterstützen.
Die Bäume, Baumpfähle und Verbißschutzmaterial wird vom NABU gestellt, wobei wir uns natürlich über Spenden von den Paten freuen. Treffpunkt zur Pflanzung ist am Samstag, den 14. März 2015 um 9.00 Uhr auf der Wiese. Diese liegt direkt an der Süntelstraße gegenüber dem Umspannwerk (zwischen Spedition Schnelle und der alten Ziegelei).
Wer Interesse hat eine Patenschaft zu übernehmen, kann sich bei Frau Zuzmann unter Tel. 05042/5560 anmelden.
Zeitgleich werden wir im März mit einer Ausstellung in der Kreissparkasse Bad Münder über den Lebensraum Streuobstwiese informieren.